Das ist Maurice Heilmann. Er ist 20 Jahre alt und studiert an der Universität Potsdam Politik, Verwaltung und Organisation. Er kommt aber nicht aus Potsdam, sondern aus Grünheide. Grünheide ist eine Gemeinde östlich von Berlin und mittlerweile weltweit bekannt, denn dort steht Elon Musks Gigafactory Berlin-Brandenburg. Der Elektroautobauer Tesla ist nun Nachbar von Maurice aus Brandenburg.
Wo engagiert sich Maurice und was motiviert ihn zu dazu? Was ist der digitale Hausmeister und wieso ist die Zahl 20.000 so bedeutend für sein Engagement? Ein Besuch bei dem Student in Grünheide klärt auf.
Grünheide und Tesla
Kaum in Grünheide holt mich Maurice vom Bahnhof ab. In einem kleinen Hundai fahren wir durch die Gegend. Der Student aus Grünheide kennt die Region wie seine Westentasche. Der Enthusiast von Tesla fährt mit mir direkt zum Tesla-Werk und erzählt viele Details der Anlage. Grünheide ist, wie der Name ahnen lässt, sehr grün und hat große Waldflächen. Eine dieser Flächen sollte Industriegebiet werden und 2001 hätte fast BMW dort eine Fabrik errichtet. Kritische Stimmen in Grünheide entgegnen dem Industriegebiet von Brandenburg, dass dieses Gebiet sich teilweise auf Wasserschutzgebiet befindet und eine Großfabrik allgemein die Wasserknappheit in Brandenburg verschärfen kann. Nun steht auf dieser großen Waldfläche das Tesla-Werk. „Das hat Brandenburg dem Wirtschaftsminister zu verdanken“, so Maurice. Der Wirtschaftsminister von Brandenburg, Jörg Steinbach, hat sich sehr für das Werk eingesetzt und wirtschaftlich würde die ganze Gemeinde Grünheide im Landkreis Oder-Spree von dem Werk profitieren.
Durch die Niederlassung des amerikanischen Automobilherstellers entwickle sich die Region sichtbar weiter. Es gibt neue Autobahnauffahrten und ein neuer Bahnhof ist im Gespräch. Jedoch kommen nicht alle mit dieser Entwicklung hinterher oder denken zu schnell. So schickte Google Maps einige Menschen in Grünheide über eine Straße, die für das Tesla-Werk geplant war, aber noch nicht existiert. Weiter erzählt Maurice von einem Radweg, der bei der Gigafactory entstehen soll. Mit weiteren Engagierten hatte er ein Konzept mit u. a. Solarplatten für diesen Radweg ausgearbeitet. Den Radweg wirds bald geben, aber viele Ideen aus dem Konzept wurden als zu teuer abgestempelt.
Drei Tage Schule und zwei Tage Engagement
Woher kommt aber die Motivation, sich über die eigene Region so zu informieren und aktiv mitzugestalten? Über seine Eltern jedenfalls nicht, erzählt Maurice mit einem Lachen. Beide Elternteile sind unpolitisch und wollen nach langen Arbeitstagen abends sich eher entspannen, als sich über anderweitige Probleme den Kopf zu zerbrechen. Sein Engagement fing in der achten Klasse in der Vertretung der Schülerschaft an. Über ein paar Wege reaktivierte er den Kreisschülerrat in Eberswalde und wurde Landesschülersprecher in Brandenburg. Maurice repräsentierte und sprach für rund 300.000 Schüler*innen aus Brandenburg. Zu dieser Zeit besuchte er das Carl-Bechstein-Gymnasium in Erkner. Nach eigenen Beschreibungen kam es in der Zeit zu verrückten Wochen. „Ich war drei Tage in der Schule und zwei Tage in Potsdam“. Es kam schon mal vor, dass Maurice am Tag eine Presseanfrage bekam und direkt aus der Schule gegangen ist, um in der Hauptstadt von Brandenburg Pressetermine wahrzunehmen. Diese Wochenplanung gefiel nicht jedem Lehrkörper, denn zufällig war Maurice bei ausgewählten Fächern leider nicht in der Schule.
Engagement und 20.000 Tage
Neben Grünheide ist also Potsdam sein zweites Zuhause. Umso verständlicher, dass er nach einem 1,0er Abitur an der Uni Potsdam studiert. Für ihn ist Potsdam genug weit weg, damit seine Eltern nicht merken, wenn er was vermasselt, aber immer noch nah genug, um in der Nähe von Grünheide zu sein. Maurice studiert seit Oktober 2021 und engagiert sich als gewähltes Mitglied bei der Studierendenvertretung seines Studienfaches. Selbst ist er noch Sprecher des Kinder- und Jugendbeirats Grünheide und arbeitet als Assistent in der Jugendkoordination im Amt für Familie, Bildung, Kultur in der Gemeinde Grünheide. Parallel zu all dem ist er im Vorstand des Alumni-des-Parlamentarischen-Partnerschafts-Programms für die interne Kommunikation zuständig. Das alles hört sich nach viel Arbeit an, aber Maurice macht so was gerne.
Auf die Nachfrage, wodurch er sich motiviere, antwortet Maurice mit der Zahl 20.000. „Wir leben 20.000 Tage. Das ist doch wenig, oder?“ Nur 20.000 Tage können wir auf der Erde etwas verändern. Maurice habe unter anderem deswegen Bock, etwas zu bewegen. In den 20.000 Tagen auf der Erde soll keine Zeit verloren gehen, so ist auch seine Einstellung zu neuen Projekten anders: „Ich frage nicht, ob es geht, sondern wie es geht“. Er habe etwas gegen Menschen, die immer grundsätzlich gegen eine Idee sind.
„Digitaler Hausmeister“
Maurice beschreibt sich eher als Strukturmensch und ist lieber im Hintergrund für seine Ideen am werben. So fordert er schon seit der Schulzeit einen „digitalen Hausmeister“ an den Schulen. Diese Forderung hat er so oft und bei jeder Möglichkeit angesprochen, dass mittlerweile viele Lokalpolitiker*innen den Begriff des „digitalen Hausmeisters“ verinnerlicht und diesen mit Maurice verknüpft haben. „Man kennt mich schon“, erzählt er. Unter dem „digitalen Hausmeister“ versteht Maurice eine*n Hausmeister *in an Schulen, der*die sich um die ganze IT der Schule kümmert. Von Computer, Laptops, Tablets oder Schüler*innen, die am laufenden Band Passwörter vergessen, soll diese Stelle abgekoppelt von den Informatik-Lehrkräften existieren. Bisher müssen diese Lehrkräfte die IT-Systeme betreuen und auch noch guten Unterricht machen. Maurice hat die Forderung so oft in Beiräten und Gremien geäußert, dass seine „Lobbyarbeit“ wirkt.
Heute pendelt der Student aus Brandenburg zwischen Grünheide und Potsdam. Seit Oktober 2022 arbeitet er an einem Lehrstuhl der Politikwissenschaft und will sich auch weiterhin überall einbringen. Was Maurice später werden möchte, verrät er nicht, aber man wird von ihm hören!